07.05.2014

art=ist joerg czischke : strukturierte kreativität

Es gelang Jörgs Lebensgefährtin und späterer Ehefrau Margarethe Sabata dem rastlos produktiven Künstler ein nachvollziehbares Konzept seiner damaligen Arbeiten auf Leinwand und Papier „abzuringen”. Czischke signierte noch lange nicht alle Arbeiten, er gab seinen Werken nur sehr selten einen definitiven Titel und er verweigerte auch vehement, sich einer Kunstmarkt-kompatiblen  Ausrichtung zu unterwerfen. Zitat: „Darüber sollen sich später mal die Kunsthistoriker den Kopf zerbrechen.”
Anfang der siebziger Jahre (ca. 1972/73) packte er einen der Basisgedanken seiner damaligen Schaffensperiode «form : farbe : form», die von seiner Galerie (Galerie Teufel; Koblenz/Köln) mit „strukturierte monochromie”  überschrieben wurde, in ein umfangreiches Konzeptpapier.
Es enstand ein Konvolut, eine nicht datierte, nicht signierte Lose-Blatt-Sammlung, zusammengehalten von einem Klemmbinder mit 124 (134) nicht nummerierten Seiten im Format A4. Anbei liegen verschiedene Kunststofffolien und die Original-Schablone für Umriss und Kolorierung der nachfolgenden Zeichnungen.
Der überwiegende Teil der Zeichnungen wurde auf einem „Zeta-Matt-Post”-ähnlichen Papier ohne Wasserzeichen geschaffen. Es liegen 2 Zeichnungen auf Durchschlagpapier bei.
80 Zeichnungen sind schabloniert und partiell mit Grafit/Bleistiftabrieb (?) einfarbig „koloriert”.
8 Arbeiten wurden schabloniert und partiell in Rottönen koloriert.
Auf der ersten Seite des Manuskripts finden sich als Typoskript kommentarlose Informationen zum Verständnis des Gesamtkonzeptes.

FORMALES:
1. wahl des geometrischen elements/ nach kriterien statischer/ dynamischer/ organischer/ erotischer/ ästhetischer/ assoziativer usw. eignung
2. konstruktion des prototyps/ 
nach kriterien größtmöglicher mutabilität/ organisationsmodell
3. mutabilitäten:
stauchung/ streckung/ aufblähung/ segmentierung/ längs-/ quer- & diagonaLschnitt
4. kompositionsprinzipien:
addidative formreihungen/ horizontal/ vertikal & kreisförmige/ transparente überlagerungen/ streckformen/ paßformen

Verschiedene Blätter wurden von Czischke mit Informationen über „Formales”, über Realisation, Datum und Eigentümer/Auftraggeber versehen. Einige Blätter sind mit den Begriffen aus der Inhaltsangabe von Seite 1 als „Kapitel-Überschriften” beschriftet.

art=ist joerg czischke · Nachlass ·
Konzept » form : farbe : form «
art=ist joerg czischke · Nachlass ·
Konzept » form : farbe : form «


art=ist joerg czischke · Nachlass ·
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30.03.2014

strukturierte monochromie - galerie teufel - Accrochage

Vorbemerkung:
Das ist eine sehr hübsche, leider im Laufe der Jahre ein wenig mürbe gewordene Broschur. Die Lumbeck-Leimung habe ich erneuert, damit mir das Broschürchen nicht völlig auseinanderfällt. Sie ist, geschützt durch eine kleine Archivbox, ab sofort Bestandteil von „Nachlass Jörg Czischke”.

Das war schon eine Wahnsinnsidee, in mattweisser Farbe auf mattweissem Papier zu drucken. Scannen kann ich mir sparen, da ist nichts zu sehen. Die Titelseite wurde mit einer Blindprägung geschmückt. Jede Seite zeigt, schön gesetzt und mittig, einen Künstlernamen und sonst nichts. Am Ende der kleinen Broschüre findet sich eine vollständige Künstlerliste.

Colophon:
Broschur 14,75 x 10,5, 33 nn Seiten, 4 Seiten Umschlag
Der Text der Broschüre wurde mattweiß Offset auf gestrichenem 100g/qm Offsetpapier gedruckt; Blindprägung „strukturierte monochromie" auf der Titelseite. o. J.. Der gesamte Text der Broschüre ist in Kleinschrift gehalten.
Titel: strukturierte monochromie / galerie teufel, köln, limitierte und nummerierte Auflage  von 500 Exemplaren. Idee: Heijo Hangen. Dieses Exemplar hat die Nr. 093. 

Die Liste der Künstler:
Sandro de Alexandris, Bernhard Aubertin, Hermann Barteils, Bernd Berner, Hartmut Böhm, Enrico Castellani, Siegfried Cremer, Jörg Czischke, Rolf Daimling, Ulrich Erben, Bruno Erdmann, Lucio Fontana, Reimund Gierke, Hermann Goepfert, Gerhard von Graevenetiz, Oskar Holweck, Ewert Hilgemann, Reimer Jochims, Werner Knaupp, Frantisek Kynci, Richard Lin, Adolf Luther, Heinz Mack, Piero Manoni, Roman Opalka, Erich Reusch, Victor Servranckx, Jan J. Schoonhoven, Günther Uecker, Herman de Vries, Alexander Zedlitz.

Historische Anmerkung:
Angespornt vom durchschlagenden Erfolg des Kölner Kunstmarktes suchte der damals in der Koblenzer Altstadt  ansässige Galerist Heinz Teufel ein Domizil in Köln. Zumindest vorübergehend fand er - für die Zeit des Kunstmarktes - Zuflucht bei Jörg Czischke und Margarethe Sabata in ihrer Atelieretage in der Wolfsstraße. Dort habe ich dann Hammer, Wasserwaage und Tacker schwingend Jörg mitgeholfen, aus Dachlatten, Nessel und schwarz beschichteten Spanplatten ein - heute würde man sagen: trendiges - Galerien-Ambiente zu bauen.

Jörg Czischke - Zeichnungen

Was eine Zeichnung ist, erklärt mir Wikipedia/Kunst: Eine Zeichnung ist demnach „ein Bild, das ein Motiv in unterschiedlich stark vereinfachender Weise mit Linien und Strichen darstellt.” Und auch dies lese ich: „In der Regel ist die künstlerische Zeichnung eine Handzeichnung (auch Freihandzeichnung). Zeichnungen können aber auch mit Hilfsmitteln (Lineale,Schablonen) gestaltet werden ….” Schätze mal, dies gilt auch für Schnüre, Ketten, Draht etc. als Zeichenmedien. Also bin ich beruhigt und kann Czischkes abstrakte aber hoch emotionale „Tusche-Zeichnungen” dem gestrengen Publikum präsentieren.
Jörg Czischke Nachlass  · Tuschzeichnungen · o.T., o.J. (ca. 1967)
Nachlass Jörg Czischke · Tuschzeichnung · o.T., o.J. (ca. 1967)

Jörg Czischke Nachlass · Tuschezeichnung o.T., o.J. (ca. 1967)
Nachlass Jörg Czischke · Tuschzeichnung · o.T., o.J. (ca. 1967)

26.03.2014

Jörg Czischke · Lettristik · Typart ·

Jörg Czischke Nachlass · Foto Margarethe Czischke-Sabata
ca. 1972
art=ist joeg czischke … at work …

Lettristisches Blatt «LEBEN»

Jörg Czischke Nachlass · Lettristik · Typart
Kurze Anmerkung zu Czischkes Lettristik: Jörg schrieb auf einer mechanischen Schreibmaschine mit breitem Wagen. So konnte er auch A3-Blätter einspannen. Darauf werde ich bald zurückkommen, denn für ein (ge)wichtiges Buchprojekt, den „Caliban über Setebos”, tippte er auf eben dieser Maschine den Text der Arno-Schmidt'schen Kurzgeschichte.



Jörg Czischke : Frühe Werke (ca. 1972 - 1974)

Nachlass Jörg Czischke, o.T., o.J., ca. 1972-1974
Bilder in Privatbesitz

Das Fotol zeigt vier delikate Beispiele für Czischkes damaliges Lieblingsthema, Anfang der siebziger Jahre: „Koloristische Arbeiten”. Zahlreiche Bilder (Akryl und Pigment, Leinwand auf Holz,  je 100 x 100 cm, ) aus dieser Schaffensphase hängen in Italien. Sie stammen aus der Zusammenarbeit mit der Galerie Falchi, Mailand. Die Aufzeichnungen dazu sind leider spärlich.
Wir sind auf der Suche nach mehr Informationen. 

25.03.2014

Bitte keinen Streit. Das ist ein „AluBo”.

Privatbesitz, Nachlass Jörg Czischke, o.T., 1970
100 x 140 cm, rücks. sign. u. dat., Pigment und Gravur auf Aluminium

Czischke würde spontan auf die Frage, ob das ‚ein Bild’ oder ‚eine Radierung’ oder gar ‚ein Relief’ sei, antworten: „Das haben wir mal «AluBo» genannt. Sollen sich doch die Kunst-Historiker darüber streiten, wo sie die Arbeit einsortieren wollen. Es ist mir egal.”  Tatsache ist, dass ich Zeuge war, als die erste Arbeit auf einer Alu-Platte geschaffen wurde: Pigment auf Alu, dazu sehr sparsam Akzente mit der Radiernadel gesetzt. Diese erste Arbeit ist - wie viele andere Erstlinge aus unterschiedlichen Czischke-Sparten - im Nirwana verschwunden. Schade, das bohnenförmige (sic!) Motiv schwebte wie ein Ufo vor einem chemisch-blassfarbigen Himmel. Doch eigentlich war das keine Bohne, sondern der Umriss einer ausgemusterten Nirosta-Nierenschale, einem abgelegten Relikt aus Jörgs Zivi-Zeit in einer Kölner Klinik.